Zugegeben: Um das Thema Camper-Matratze selber machen, wollte ich mich beim Ausbau meines VW T5s zum Wohnmobil eigentlich drücken.
Stricken, Häkeln oder Nähen zählen bis heute nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen und ich bewundere jeden, der regelmäßig die Geduld, Ruhe und Gelassenheit für feine Handarbeiten aufbringt.
Mein Versuch, um den Einsatz der Nähmaschine herumzukommen, scheiterte jedoch kläglich. Warum erkläre ich euch jetzt.
Inhaltsverzeichnis
Camper Matratze selber machen: Warum?
Ursprünglich dachte ich, es sei alles ganz einfach: Ich bastel mir ein Klappbett, kaufe passend dazu eine Faltmatratze und der ersten Nacht im T5 steht nichts mehr im Wege. Erst eine detailliertere Recherche zum Thema hat mich eines besseren belehrt. In der Realität gab es nämlich gar keine Camper Matratze, die zu meinem Bettgestell passt.
Der Lattenrost, den ich für mein VW T5 Ausziehbett im Camper gebaut habe, besteht aus vier einzelnen Elementen. Im ausgeklappten Zustand ergibt sich daraus eine zusammenhängende, ebene Liegefläche. Ist das Bett zusammengeschoben fungiert es zusätzlich als Sitzbank mit einer Sitzfläche zu den Flügeltüren raus und einer Sitzfläche in Richtung Innenraum. Eine geeignete Camper-Matratze für meinen T5 muss dementsprechend aus vier Teilen mit insgesamt drei Klappkanten bestehen.
Erschwerend kommt hinzu, dass das Kopfelement meines Klappbetts 15 Zentimeter kürzer ist als die übrigen Elemente (weil hinten im Fahrzeug von Werk aus ein Klimakompressor verbaut wurde), sodass auch ein Teil der Matratze schmaler geraten muss.
Alle gängigen Klappmatratzen-Modelle, die ich auf meiner Suche durchs Internet und beim Stöbern in Möbelhäusern gefunden habe, sind an diesem Anforderungskatalog gescheitert: Häufig bestanden die Faltmatratzen nur aus drei Elementen, die Maße passten nicht (120/105 x 200 Zentimeter) oder die Bewertungen für die Produkte auf gängigen Online Plattformen waren, insbesondere, was die Langlebigkeit anging, derart schlecht, dass ich direkt von einem Kauf Abstand nahm.
Alternativ kam eine Individual-Anfertigung in Frage und ich ließ meine Klappmatratze auf mehreren Online Plattformen und bei verschiedenen Nähereien mit Kostenvoranschlag konfigurieren. Das Ergebnis: Ein mittlerer dreistelliger Eurobetrag, den ich zu diesem Zeitpunkt nicht investieren wollte und konnte.
Versteht mich nicht falsch, die Preise für handgearbeitete Polster-Produkte sind sicher gerechtfertigt und eine professionell gefertigte und hochwertige Matratze bietet bestimmt einen besseren Liegekomfort als meine Laien-Lösung. Ich schlafe jedoch nur auf Reisen und an einigen Wochenenden im T5. Inklusive der Workation-Arbeitstage, die mein Arbeitgeber mir erlaubt, sind das maximal 12 Wochen im Jahr, die sich auch hervorragend auf einer selbstgebastelten Matratze aushalten lassen.
Es half also alles nichts. Notgedrungen habe ich meine (geliehene) Nähmaschine ausgepackt und mich hochmotiviert an die Arbeit gemacht.
Wie ich dabei genau vorgegangen bin, erfahrt ihr in der folgenden Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Camper-Matratze selber machen.
Wohnmobilpolster für den T5 selber nähen – Meine Schritt-für-Schritt-Anleitung
Materialliste
- Kaltschaummatratze
- elektrisches (Fleisch-)Küchenmesser
- Polstervlies
- Polsterstoff
- Nähmaschine
- farblich passendes Garn, das für Polsterstoff geeignet ist
- Endlosreißverschluss
- Schere
- Bleistift
- Schneiderkreide
- Maßband
- Lineal
- Klett von der Rolle
Welche Matratze eignet sich für den Camper-Ausbau?
Wenn ihr die Polster für euer Wohnmobil selber machen möchtet, ist euer wichtigstes Basismaterial definitiv die Matratze.
Bedenkt dabei: Matratze ist nicht gleich Matratze. Genau wie für das heimische Schlafgemach stehen euch auch beim Camper-Ausbau unterschiedliche Materialien, Härtegrade und Stärken zur Verfügung. Selbstverständlich soll dies kein Matratzen-Ratgeber werden. Dennoch möchte ich euch einen kleinen Überblick über die unterschiedliche Arten von Matratzen geben und erklären, welche sich am besten für den Camper-Ausbau eignen.
Federkernmatratze
Die wohl gängigste Matratzen-Form in Deutschen Schlafzimmern ist die gute alte Federkernmatratze – und das nicht ohne Grund: Dank ihres speziellen Kerns federt sie Bewegungen ab und sorgt für ein angenehmes Schlafgefühl. Zudem passt sie sich gut an das Gewicht und die Form unserer Körper an und ist daher sowohl für Liebhaber von weichen als auch harten Matratzen geeignet.
Darüber hinaus liegt sich auch beim Abtransport von Feuchtigkeit ganz vorne im Rennen und scheint damit hervorragend für den Wohnmobil-Ausbau geeignet zu sein.
Leider hat die Federkernmatratze einen entscheidenden Nachteil: Da ihr Kern Spiralfedern enthält, lässt sie sich extrem schwer verarbeiten und empfiehlt sich daher nicht als Basis für eine mehrteilige Matratze, wie sie beim Wohnmobil-Ausbau häufig zum Einsatz kommt.
Matratzen aus viskoelastischem Schaum
Eine viskoelastische Matratze besteht zum überwiegenden Teil aus normalem Schaumstoff. Der sogenannte Viskoschaum macht lediglich die oberste Schicht der Liegeseite aus und sorgt für ein weiches Liegegefühl.
Für den Camper-Ausbau geeignet sind solche Matratzen allerdings nicht, da der Schaum sehr dicht und eine ausreichende Durchlüftung nicht zwingend gegeben ist. Gerade in kleinen Camper-Vans, die häufiger mit hoher Luftfeuchtigkeit zu kämpfen haben, kann das zum Problem werden.
Darüber hinaus reagiert der Viskoschaum auf Temperaturen: Je kälter es wird, desto stärker verhärtet sich die Matratze – für Wohnmobile ohne Heizung suboptimal.
Latexmatratze
Das Hauptmaterial in Latexmatratzen ist Kautschuk. Er sorgt für eine hohe Punktelastizität und Robustheit.
Genau wie Matratzen aus Viskoschaum lassen sich Latexmatratzen jedoch schlecht durchlüften und sind darüber hinaus sehr schwer. Für einen Camper-Ausbau, bei dem es oft auf jedes Gramm Gewicht ankommt, eignen sie sich daher nur bedingt.
Kaltschaummatratze
In den meisten Wohnmobil-Ausbauten kommen Kaltschaummatratzen zum Einsatz. Sie sind relativ leicht, langlebig, elastisch und gewährleisten, aufgrund der Offenporigkeit ihres Schaums, eine gute Durchlüftung.
Wer seine Camper-Matratze selber machen möchte, greift zudem häufig auf Kaltschaum zurück, da er sich hervorragend verarbeiten und problemlos in Stücke schneiden lässt.
Meine Klappmatratze für den Campingbus besteht ebenfalls aus Kaltschaum und nach einem Camping-Sommer bin ich nach wie vor sehr zufrieden mit dieser Entscheidung.
Kaufen könnt ihr Kaltschaummatratzen eigentlich überall im Internet, aber auch in Ladengeschäften (zum Beispiel beim bekannten schwedischen Möbelhaus). Ich habe mich für ein 10 Zentimeter starkes Modell mit den Maßen 120 x 200 Zentimeter entschieden, das (fast) perfekt zu meinem VW T5 Klappbett passt.
Camper-Matratze selber machen: Schritt 1 – Wohnmobil Matratze zuschneiden
Egal ob Ausziehbett, Klappbett oder Rock’n’Roll Bett: Sofern ihr kein feststehendes Schlafgemach in eurem Camper verbaut habt, bleibt euch in der Regel nicht viel anderes übrig, als eure Matratze zum Anfertigen der Wohnmobil-Polster in mehrere Elemente zu schneiden.
Wie oben bereits erwähnt, besteht mein T5 Ausziehbett aus vier zusammenhängenden Teilen, die zur Klappbank zusammen und zum Bett ausgezogen werden können. Deshalb habe ich meine Matratze im ersten Schritt geviertelt.
Dafür kam nach dem Ausmessen und Markieren (drei Teile à 120 x 50 und ein Teil à 105 x 50 Zentimeter) der Matratze kurzerhand ein elektrisches Küchenmesser (ebenfalls geliehen) zum Einsatz. Dieses Gerät hat sich in der Vanausbau-Szene mittlerweile zum ultimativen Zauberwerkzeug gemausert – zumindest wenn das Zuschneiden von Kaltschaummatratzen ansteht.
Tatsächlich ging auch mir die Arbeit mit dem elektrischen Messer relativ leicht von der Hand. Es schneidet widerstandslos durch das Material und hinterlässt gerade und saubere Schnittkanten.
Elektrische Küchenmesser sind in eurer Familie oder im Freundeskreis Mangelware? Dann leistet vermutlich auch ein normales, glattes, langes und scharfes Küchenmesser einen guten Dienst.
Gegebenenfalls geraten in diesem Fall lediglich die Schnittkanten etwas fransiger.
Wohnmobil Polster selber nähen: Der Bezugsstoff für die Polster im Wohnmobil
Mein Rat: Wenn ihr eure Camper-Matratze selber machen wollt, entscheidet euch für einen robusten, waschmaschinengeeigneten und leicht zu reinigenden Polsterstoff.
Denn: Eure Matratze muss bei euren kleinen und größeren Abenteuern im Camper mit Sicherheit so einiges aushalten: Sei es ein kleine Kaffeefleck, der sich beim Einschenken der ersten Tasse am Morgen in den Bezugsstoff verirrt oder der dreckige Wanderschuh, der beim Ausziehen das Polster streift – Gelegenheiten, zum Verschmutzen der selbst gebastelten Camper-Matratze gibt es im Reisealltag in Hülle und Fülle.
Polster-Bezugsstoff für die selbst genähte Klappmatratze
Bei meinem selbstgenähten Matratzenbezug fürs Camper-Bett entschied ich mich für einen waschbaren und UV-beständigen Polsterstoff aus 100% Polyester in der schönen Farbe mintgrün.
Klar naturbelassene Materialien wie Leinen oder Baumwolle klingen beim ersten Lesen nachhaltiger und irgendwie auch gemütlicher. Sie sind in der Regel aber weniger widerstandsfähig und nicht so langlebig wie Polsterstoff, deshalb habe ich in diesem Fall zum künstlichen Material gegriffen.
Kleiner Tipp: Auch die Farbwahl solltet ihr euch gut durch den Kopf gehen lassen. Ich mag meine Kombination aus weißen Camper-Möbeln und mintgrünen Polstern sehr, muss aber gestehen, dass dunkle Farben wie Grau oder Schwarz etwas besser geeignet sind, um kleine Verunreinigungen im Stoff zu kaschieren.
Bereits nach dem ersten Wochenendtrip habe ich die Erfahrung gemacht, dass in meinem Bezug sogar Wasserflecken sichtbar werden und entschied mich, direkt eine Decke als Überwurf zu kaufen. Um Schmutz im Bezug zu vermeiden, liegt sie tagsüber auf den Polstern. Nachts kommt dann ein passendes Bettlaken in 120 x 200 Zentimeter auf die Matratze.
Outdoorstoff – die Alternative zu gewöhnlichem Polsterstoff
Eine gute Alternative zu gewöhnlichem Polsterstoff, wie ich ihn verwendet habe, ist wasserabweisender Polyester-Outdoor-Stoff.
Dieser kommt bei Bewegungen zwar etwas „geräuschvoller“ daher und büßt gegebenenfalls ein paar Punkte auf der Gemütlichkeitsskala ein, der entscheidende Vorteil liegt aber auf der Hand: Durch seine hohe Wassersäule, kann Feuchtigkeit nicht in das Polster eindringen und leichte Verschmutzungen lassen sich mit einem feuchten Tuch entfernen.
Auch in der Verarbeitung scheint der Outdoor-Stoff dem „normalen“ Polsterbezugsstoff in nichts nachzustehen. Wie er sich beim Nähen genau verhält, kann ich euch aber natürlich nicht sagen, da ich selbst mit dem „gewöhnlichen“ Stoff gearbeitet habe.
Klappmatratze Campingbus: Schritt 2 (Optional) – Polstervlies für mehr Gemütlichkeit
Ich weiß nicht, ob es bei professionellen Polsternähern und -näherinnen auch so abläuft, aber bevor es tatsächlich an die Nähmaschine geht, umwickeln einige Camper-Ausbauer ihre Kaltschaummatratzen mit Polstervlies. Die einzelnen Kissen werden auf diese Art voluminöser, weicher und sicher auch ein Stück weit gemütlicher. Auch ich habe die einzelnen Elemente meiner Klappmatratze für den Camping-Bus wohlwollend zweilagig in Vlies eingeschlagen.
Ob ich es noch einmal so machen würde? Ich bin mir nicht sicher.
Zum einen kommt mir die Matratze durch das Vlies nicht zwingend gemütlicher und weicher vor (ich habe aber auch keinen direkten Vergleich zur Variante ohne Vlies). Zum anderen ist mein Polsterstoff sehr eng genäht und jedes Mal, wenn ich die Bezüge wasche und später wieder auf die Matratzenstücke ziehe, verhaken sich die eingenähten Reißverschlüsse der Kissen beim Schließen im Vlies.
Dementsprechend sehe ich diesen Schritt als optional an. Materialkosten und Aufwand halten sich definitiv in Grenzen. Wen das Vlies stört, der kann es wieder entfernen. Genauso spricht nichts dagegen bei Bedarf (sofern die Bezüge nicht zu eng genäht wurden) nachträglich Vlies als zusätzliche „Matratzenschicht“ zu ergänzen. Dafür das Vlies einfach auf das zur Matratze passende Maß zuschneiden und fleißig umwickeln.
Bezüge für die Klappmatratze im Camper selber nähen: Schritt 3 – Polsterstoff zuschneiden
Filigrane Handarbeiten gehören – wie bereits erwähnt – nicht zu meinen größten Leidenschaften. Beim Camper Matratze selber machen, galt daher die Devise: Je einfacher und schneller das Ganze umzusetzen ist, desto besser.
In vielen Anleitungen, die ich gefunden habe, besteht ein Polsterbezug aus sechs bis sieben einzelnen Teilen, die im ersten Schritt zugeschnitten und im zweiten zusammengenäht werden.
Mit meiner Variante habe ich es mir etwas einfacher gemacht: Der Bezug eines einzelnen Kissens meiner selbstgenähten Klappmatratze fürs Wohnmobil besteht aus einem ganzen Stück Stoff. Das Risiko, sich zu vermessen oder zu verschneiden, ist dementsprechend deutlich reduziert.
Maß-Nehmen ist natürlich trotzdem angesagt. Dafür habe ich zunächst eins der zugeschnittenen Matratzenstücke als Orientierung auf den Bezugsstoff gelegt und den Stoff ringsherum mit einer Nahtzugabe pro Schnittseite von circa einem Zentimeter ausgeschnitten.
Wer einen dehnbaren Stoff hat und möchte, dass die Bezüge auf Spannung sowie faltenfrei auf der Kaltschaummatratze aufliegen, kann auch mit weniger (oder gar keiner) Zugabe arbeiten. Hier ist es wichtig, wirklich individuell zu entscheiden. (Für alle, die auch gerade erst ins Nähgeschäft eingestiegen sind: Bei der Nahtzugabe handelt es sich um einen schmalen Streifen Stoff, den ihr umschlagt und im nächsten Schritt festnäht, damit euch die Ränder des Bezugs nicht ausfransen und es eine saubere Nähkante gibt. Wenn ihr keine Nahtzugabe berechnet, wird euer Bezug dementsprechend enger, da ihr die Kanten natürlich trotzdem umschlagen müsst.)
Alternativ könnt ihr auf das Matratzenstück als Orientierung verzichten und den Stoff einfach komplett mit einem Maßband ausmessen. Für eins meiner 120 x 200 Zentimeter Polster-Kissen habe ich den Bezug auf circa 424 x 262 Zentimeter zugeschnitten (betrachtet meine Werte bitte wirklich als Circa-Angaben, die zur Orientierung dienen. Mein Blogbeitrag ist keine exakte Nähanleitung, die ihr 1:1 auf euer Projekt übertragen könnt).
Wie bin ich auf die Werte gekommen? Ganz einfach: Ich habe Länge und Breite der Ober- und Unterseite des Matratzenstücks dupliziert, jeweils zweimal die Stärke meiner Matratze (10 Zentimeter) hinzugerechnet und anschließend die Nahtzugabe addiert. Für die kurze Seite waren dies lediglich zwei Zentimeter, da der Bezug hier nur zwei Schnittkanten hat, an denen der Reißverschluss vernäht wird. Für die lange Seite vier, da es hier zwei Nahtkanten pro Seite gibt.
Fürs Anzeichnen empfiehlt sich übrigens Schneiderkreide. Achtet vorsichtshalber dennoch darauf, ausschließlich auf der Rückseite zu markieren. In der Regel lässt sich die Kreide zwar auswaschen, ich habe aber auch schon Gegenteiliges gelesen und sicher ist sicher.
Camper-Matratze selber nähen: Schritt 4 – Reißverschluss einnähen
Was habe ich mir Gedanken darum gemacht, beim Camper-Matratze selber machen einen Reißverschluss einzunähen. Für mich als komplette Anfängerin zählte das definitiv zur höheren Nähkunst. In der Realität entpuppte es sich aber auch für mich Handarbeits-Novizin als durchaus machbar.
Im ersten Schritt müsst ihr dafür die Nahtzugaben auf den langen Stoffseiten circa einen Zentimeter umschlagen und mit Nadeln fixieren, damit beim Nähen später nichts verrutscht.
Damit die Kanten meines Bezugs relativ gerade wurden, habe ich auch hier das Maßband geschwungen und den einen Zentimeter vom Rand weg genau ausgemessen und mit Schneiderkreide markiert.
Anschließend schneidet ihr den Reißverschluss (ich habe hier Endlosreißverschluss verwendet) ungefähr auf das Maß der langen Seite zu und steckt ihn von unten ebenfalls mit Nadeln fest. (Wie ihr den Reißverschluss richtig anordnen müsst, könnt ihr zum Glück an jeder x-beliebigen Sweatshirt-Jacke, an einem Kissenbezug oder etwas Ähnlichem nachschauen).
Etwas erprobtere Näher:Innen dürfen auch gerne auf das zusätzliche Feststecken des Reißverschlusses verzichten und ihn einfach direkt unter den Stoff nähen. So kommen euch hinterher weniger Nadeln ins Gehege – die müssen nämlich selbsterklärend nach und nach an den einzelnen Teilabschnitten entfernt werden, die ihr Schrittchen für Schrittchen zusammennäht.
Für die Anfänger:Innen unter euch: Ihr positioniert den Stoff beim Nähen so, dass ihr die Äußere Seite des Bezuges seht, die Innenseite liegt auf.
Habt ihr den Reißverschluss einseitig eingenäht, reißt ihr ihn der Länge nach auf und geht mit Reißverschlusshälfte zwei an der gegenüberliegenden Seite exakt so vor wie bei Reißverschlusshälfte eins (Nahtzugabe ausmessen, umschlagen, mit Nadeln befestigen, Reißverschlusshälfte zwei vernähen).
Camper-Matratze selber machen: Schritt 5 – Die kurzen Stoffseiten zusammennähen und Reißverschluss einziehen
Sitzt der Reißverschluss niet- und nagelfest, könnt ihr die beiden kurzen Seiten vernähen. Faltet den Bezug dafür exakt in der Mitte, sodass beide Reißverschluss-Seiten genau aufeinanderliegen – die Innenseite ist dabei nach außen gedreht.
Anschließend gilt es wieder, die Grenze zur Nahtzugabe (in meinem Fall wie immer einen Zentimeter) auszumessen, sie mit Nähkreide an der Schnittkante entlang zu markieren und mit Nadeln festzustecken.
Das macht ihr auf beiden Seiten und näht den Bezug danach entlang eurer Markierungen bis kurz vor Reißverschluss zu.
Jetzt habt ihr eine Art Polstertasche vor euch liegen, die einem Kissenbezug schon verdammt nahe kommt.
Im nächsten Schritt geht es darum, den Reißverschluss einzuziehen. Das ist am Anfang ein wenig nervig, geht mit etwas Übung aber ganz gut von der Hand. Bedenken solltet ihr lediglich, den Reißverschluss richtig herum einzuziehen: Euer Bezug ist gerade auf die Innenseite gedreht, daher muss die Reißverschluss-Oberseite beim Einfädeln nach unten zeigen.
Wohnmobil Polster selber nähen: Schritt 6: Ecken abstecken und überschüssigen Stoff abnähen
Nun ist es soweit: Euer Bezug wird auf die Probe gestellt. Habt ihr richtig gemessen, gerade abgesteckt und sauber vernäht? Das erfahrt ihr, wenn ihr euer zugeschnittenes Kaltschaumpolster nun mit dem immer noch auf den Kopf gedrehten Stoff (also falsch herum) bezieht.
Je nachdem wie eng ihr eurer Polster genäht habt, geht das mehr oder weniger gut. Bei meinen auf Maß genähten Kissenbezügen in Kombination mit den Kaltschaummatratzen-Stücken inklusive Polstervlies artete das Ganze schon fast ein wenig in Sport aus. Dafür liegen die fertigen Bezüge aber auch eng auf dem Kaltschaum auf und schlagen keine Falten.
Egal wie sehr euch das „Hereinstopfen“ der Matratze in die Polsterbezüge nervt, achtet beim Beziehen darauf, die Nähte mittig auf den Außenkanten eures Kissens zu positionieren – denn das ist wichtig für den folgenden Arbeitsschritt.
Sobald ihr Kaltschaum und Bezug final miteinander vereint habt, werden euch vermutlich sofort die abstehenden Stoffecken an den vier Kanten des Matratzenstücks auffallen.
Steckt diese entlang der Matratzenkante mit Nadeln an allen vier Ecken ab und zieht die Matratze anschließend wieder aus dem Bezug heraus. Diesen Part fand ich beim Camper-Matratze selber machen auch etwas anstrengend, da ich beim Herausholen des Kissens (aufgrund der Enge) mehrfach abgesteckte Nadeln verloren habe und den Prozess wiederholen musste.
Zum Glück ist aber auch beim Camper-Matratze selber machen noch keine Meisterin vom Himmel gefallen, sodass selbst ich Matratze und Bezug irgendwann unfallfrei voneinander trennen und zum letzten Arbeitsschritt übergehen konnte: Dafür müssen die eben abgesteckten überstehenden Ecken abgenäht und der überstehende Stoffrest weggeschnitten werden.
Danach könnt ihr euer Matratzenstück – dieses mal richtig herum – wieder auf das Kaltschaumstück ziehen und voilà: Das Polster ist fertig.
Für die nächsten Kissen habe ich Schritt drei bis sechs noch dreimal wiederholt und war als Nähanfängerin ein gutes Wochenende mit dem Projekt Camper-Matratze selber machen beschäftigt.
Wohnmobil Polster selber nähen: Schritt 7 – Klett in die Bezüge einnähen
Meine Matratze für den T5 Camper besteht insgesamt aus vier einzelnen Elementen, damit ich die Polster sowohl im zusammengeschobenen Zustand auf der Klappbank als auch in der ausgezogenen Variante auf dem Bett nutzen kann.
Nachteil des Ganzen sind dabei natürlich die fiesen Ritzen, die sich nachts beim Hin- und Herwälzen zwischen den Polstern bilden können. Damit die Kissen auch bei unruhigen Schläfern genau dort bleiben, wo sie hingehören, entschied ich mich, unter die zwei äußeren Elemente meiner Camper-Matratze Klett zu nähen.
Dafür benötigt ihr Klett- und dazu passendes Flauschband von der Rolle, das sich auf jede x-beliebige Länge zuschneiden und unter dem Polsterbezug vernähen lässt.
Ich habe mir für beide Kissen jeweils vier Klettband-Stücke à 10 Zentimeter zurechtgeschnitten und diese mit einem geeigneten Handtacker in gleichmäßigen Abständen auf dem vordersten und hintersten Element meines Klappbetts festgetackert.
Im letzten Schritt auf dem Weg zum fertigen Polster für das Wohnmobilbett wurden die Positionen des Kletts auf der Schlaf-Sitz-Bank mit Nähkreide auf der Unterseite der beiden Bezüge markiert, die Flauschband-Stücke als Gegenpart zum Klett im Polsterstoff festgesteckt und ringsherum in die Kissen eingenäht. (Die Matratze müsst ihr für diesen Schritt selbsterklärend wieder aus dem Bezug herausnehmen.)
Camper-Matratze selber machen: Mein Fazit
Mittlerweile hat meine selbstgebastelte Camper-Matratze ihre erste Saison hinter sich gebracht und mit mir die neue bereits begonnen. Und, was soll ich sagen? Ich bin nach wie vor ziemlich zufrieden mit dem Konstrukt. Der Bezug lässt sich gut waschen, die Reißverschlüsse laufen nach wie vor leichtgängig und ich schlafe Nacht für Nacht sehr gut. Härtegrad und Stärke der Matratze sind für mich ideal.
Im Vorfeld ein paar Gedanken gemacht, habe ich mir über die „Lücken“ zwischen den einzelnen Polsterelementen. Denn kennt sie nicht jeder von uns? Diese unliebsame Besucherritze, in die man nachts manchmal gerät und am nächsten Tag wie gerädert aufwacht? Das Problem habe ich bei der selbst gemachten Camper-Matratze weitestgehend nicht. Klar nach ein paar Tagen und Nächten, an beziehungsweise in denen man hundertmal über die Matratze geklettert ist, kann es schon passieren, dass der Bezugsstoff leicht verrutscht, das Klett nicht mehr optimal greift und sich das Kissen etwas verschiebt. Das ist aber eher die Ausnahme und lässt sich leicht beheben (Kleiner Tipp: Wenn die Bezüge wirklich eng genäht sind, verrutscht der Stoff nicht). Zugegebenermaßen achte ich beim Einschlafen aber auch immer ein bisschen darauf, mein schwerstes Körperteil (aka Hintern) beim Einschlafen nicht direkt zwischen zwei Kissen zu positionieren.
Stören tut mich (wie oben bereits erwähnt) manchmal nur, dass Flecken in meinem hellen Mintgrün sehr schnell sichtbar werden. Den nächsten Bezugsstoff nähe ich also besser in einer gedeckten Farbe. 🙂
Ihr wollt euch auch eure Camper-Matratze selber machen und habt noch Fragen oder Anmerkungen? Dann schreibt mir gerne einen Kommentar oder eine Nachricht unter info@nicht-noch-ein-reiseblog.de. Auch Verbesserungsvorschläge zu meiner Matratzen-Version sind immer gerne gesehen. 🙂
Natürlich bin ich auf meine Idee zum Wohnmobil-Matratze selber machen nicht komplett alleine gekommen, sondern habe genau wie ihr, viele Blogbeiträge und Videos im Internet gewälzt, um für mich die beste Lösung zu finden. Aus Respekt vor der Arbeit der anderen Ausbauer:Innen und weil ich keine Ideen als meine eigenen proklamieren möchte, die im Ursprung gar nicht meine waren, hier noch meine wichtigsten Informationsquellen:
- https://www.youtube.com/watch?v=5AB6meG49jM
- https://takeanadvanture.com/selbstausbau-kastenwagen-matratze-polster-bezugsstoff/
Disclaimer: Ich habe diesen Artikel nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Bedenkt jedoch, dass ich keine Expertin im Polster nähen bin. Alle Angaben sind deshalb (wie beim Lotto :D) ohne Gewähr.
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11 Kommentar
Jenny
30. Mai 2022 at 08:54Was Ihr aus dem Camper gemacht habt, ist grandios;)
Kathi
3. Juni 2022 at 09:46Hallo, das Polstervlies hat den Zweck den darunterliegenden Schaumstoff vor UV Strahlungen zu schützen, die ihn mit der Zeit bröselig machen. Der Stoff alleine ist nicht ausreichend. Die Investition lohnt sich somit im Camper, wo doch der ein oder andere Sonnenstrahl hinkommt. LG
Melanie
10. Juni 2022 at 14:01Hallo Kathi,
vielen Dank für deinen Kommentar. Ja, das Polstervlies hat definitiv auch die Aufgabe, den Schaumstoff zu schützen. Er wird auf Reisen ja schon stark beansprucht. Ob jetzt UV-Strahlen tatsächlich das große Problem sind, weiß ich nicht genau. Mein Stoff ist schon ziemlich dick und ich glaube so richtig viel UV-Licht kommt da nicht mehr durch, würde ich behaupten. Aber ja, mit Vlies wird der Schaumstoff definitiv weniger beansprucht und wird weniger schnell bröselig. 🙂
LG
Melanie
Lara
10. Januar 2023 at 09:15Ich durchsuche seit Tagen das Internet nach Möglichkeiten um unser Bett in unserem Camper umzubauen und bin jetzt schon mehrmals auf deine Seite gestoßen. Deine Umsetzung hat mir sehr gut gefallen, was das Bett angeht. Ich überlege mir eine Kaltschaummatratze für unseren Camper zuzulegen, bin aber noch unsicher, ob diese robust genug ist, um sie Sommer, wie Winter in unserem Camper zu nutzen?
Melanie
15. Mai 2023 at 22:17Hallo Lara,
ich nutze meine Kaltschaummatratze jetzt seit drei Jahren bei jedem Wetter und bin immer noch zufrieden. 🙂
LG
Melanie
MiBo
16. April 2023 at 01:56Vielen Dank für die Beschreibung, das ist genau das was ich gebraucht habe. Mal schauen ob meine „Nähkünste“ ausreichen um das so schön hinzubekommen wie bei dir.
Melanie
15. Mai 2023 at 21:38Hallo MiBo,
ach klar, kriegst du das hin. Meine Nähkünste sind auch nicht überragend. Deshalb habe ich versucht, es mir so einfach wie möglich zu machen und es hat recht gut funktioniert. 🙂
Ich wünsche dir gutes Gelingen.
LG
Melanie
Simon
9. Mai 2023 at 22:44Hallo Melanie,
einen super ausführlichen Blog hast du hier geschaffen zum Thema Camper Ausbau. Genau so etwas ausführliches habe ich gesucht. Gibt es auch einen Artikel über die Elektrik oder habe ich diesen übersehen?
Danke Dir für diesen Blog!
LG Simon
Melanie
15. Mai 2023 at 21:23Hallo Simon,
einen Artikel zur Elektrik habe ich tatsächlich nicht. Das tut mir Leid. 🙁 Ich hätte wirklich Lust. dazu etwas zu machen, da ich aber keine Elektrikerin bin, möchte ich bei so einem sicherheitsrelevanten Thema auf keinen Fall an irgendeiner Stelle falsche Infos liefern. Meine T5 Elektronik läuft sowohl über Landstrom (Kabel durch die Motorhaube verlegt) als auch über die Zweitbatterie unter dem Fahrersitz. Um autark zu stehen, gibt es auch einen Anschluss für unsere Solar-Falttasche. Die Elektrik habe ich von meinem Bruder verbauen lassen (Ausgebildeter Elektroniker bei VW) und habe hier nur unterstützt und über die Schulter geschaut. Ggf. führe ich mal ein Interview mit ihm, dass ich dann in einen Beitrag verarbeiten kann. Ich glaube, unsere Lösung ist nämlich recht simpel und wir kommen mit einer sehr kleinen Box aus, in der sich sämtliche Elektrik befindet. 🙂
Dir weiterhin noch viel Spaß bei deinem Ausbau und liebe Grüße
Melanie
Stephan
21. Juli 2023 at 20:23Hallo Melanie,
vielen Dank für die tolle Anleitung!
Der pragmatische Ansatz hat mich motiviert, die von Oma geerbte Nähmaschine mal in Betrieb zu nehmen und es einfach zu versuchen die Matratze für meinen Tinycamper selbst zu machen.
Trotz quasi nicht vorhandener Nähpraxis (jenseits dessen was Oma mir vor ewigen Jahren so als Kind mal gezeigt hat), hat es gut geklappt 🙂
Melanie
4. August 2023 at 15:59Hallo Stephan,
mega cool, dass du dich „getraut“ hast. Ich bin, wie bereits geschrieben, auch nicht die große Näherin und war froh, als ich das Projekt fertig hatte. 😀 Dafür liebe ich meine Matratze jetzt umso mehr. Danke dir für dein Feedback. Ich freue mich immer sehr, wenn ich euch Lesern etwas helfen konnte. 🙂
Ich wünsche dir ganz viele tolle Reisen mit deinem Tinycamper und sende dir liebe Grüße
Melanie